Eine innovative und ökologische Transformation zurück zur Erde.
Die Reerdigung ist ein neues Verfahren, bei dem der Körper eines Verstorbenen innerhalb von 40 Tagen auf natürliche Weise in Erde umgewandelt wird. Diese nachhaltige Methode ist eine umweltfreundliche Alternative zur Erd- und Feuerbestattung, die von den christlichen Kirchen offen aufgenommen wird. Dieser Artikel erklärt den wissenschaftlich begleiteten Prozess , die rechtliche Situation in Deutschland , die anfallenden Kosten und wie diese neue Form den Abschied für Angehörige gestaltet.
Hier ist eine Zusammenfassung dieser Seite als Erklärvideo:
Inhaltsverzeichnis
1. Was ist die Reerdigung?
1.1 Eine neue Art der Bestattung
In Deutschland gibt es eine neue Form der Bestattung. Sie heißt Reerdigung. Bei diesem Verfahren wird der Körper eines Verstorbenen auf natürliche Weise zu Erde.
Die Bestattungskultur in Deutschland verändert sich. Viele Menschen wünschen sich heute eine persönlichere und umweltfreundlichere Bestattung. Die Reerdigung ist eine Antwort auf diese Wünsche.
1.2 Was ist der Unterschied zu anderen Bestattungen?
Bei einer normalen Erdbestattung zersetzt sich der Körper langsam im Boden. Bei einer Feuerbestattung wird der Körper verbrannt und es bleibt Asche übrig. Die Reerdigung ist ein Mittelweg.
Bei der Reerdigung wird der Körper in 40 Tagen gezielt in Erde umgewandelt. So kehrt der Mensch wieder in den Kreislauf der Natur zurück. Das ist der Grundgedanke dieser neuen Methode.
2 Wie wird aus einem Körper wieder Erde?
Der Ablauf in 40 Tagen
Der Prozess dauert genau 40 Tage. Er ist sorgfältig geplant und wird ständig überwacht. So läuft die Verwandlung zu Erde ab.
Zuerst legt man den verstorbenen Menschen in einen besonderen Behälter. Dieser Behälter heißt Kokon. Der Körper liegt dort auf einem weichen Bett aus Stroh, Heu und Blumen.
Dann wird der Kokon verschlossen und mit Luft versorgt. Die winzigen Lebewesen, die jeder Mensch in sich trägt, beginnen nun mit ihrer Arbeit. Sie verwandeln den Körper allmählich in Erde.
Dabei entsteht Wärme von etwa 70 Grad Celsius. Diese hohe Temperatur sorgt dafür, dass alle Krankheitserreger auf natürliche Weise abgetötet werden. Der Kokon wird mehrmals am Tag sanft hin und her gewiegt, damit sich alles gut verteilt.
Nach den 40 Tagen ist der weiche Teil des Körpers vollständig zu Erde geworden. Nur die Knochen sind noch übrig. Sie werden vorsichtig aus der Erde genommen, fein gemahlen und der Erde wieder beigemischt. Am Ende entsteht eine nährstoffreiche und gute Erde.
2.1 Die Geräte für die Reerdigung
Man benötigt besondere technische Geräte. Diese drei Teile sind am wichtigsten:
Der Kokon ist ein Behälter aus Metall, der wie ein Sarg aussieht. In ihm findet die Verwandlung statt. Der Kokon wird immer wieder verwendet.
Die Wabe ist eine Schutzhülle für den Kokon. Sie sorgt für die sanfte Wiegebewegung und die Zufuhr von frischer Luft.
Das Alvarium ist der Raum, in dem die Kokons aufbewahrt werden. Oft sind das umgebaute Friedhofskapellen. So finden alte Gebäude eine neue und sinnvolle Nutzung.
3 Was sagen die Wissenschaftler dazu?
3.1 Die wichtigsten Ergebnisse der Forschung
Forscher der Universität Leipzig haben die Reerdigung genau untersucht. Sie haben bestätigt, dass das Verfahren sicher ist und zuverlässig funktioniert. Das sind die wichtigsten Ergebnisse.
Die Verwandlung des Körpers zu Erde funktioniert innerhalb der 40 Tage. Am Ende bleiben keine Reste des weichen Gewebes übrig. Die entstandene Erde ist guter Humus.
Die Erbinformationen (DNA) des Verstorbenen werden dabei fast vollständig abgebaut. Das bedeutet, dass man eine Person danach nicht mehr identifizieren kann. Das ist anders als bei einer Erdbestattung.
Medikamente, die ein Mensch vor dem Tod eingenommen hat, sind in der Erde teilweise noch nachweisbar. Das kann helfen, die Todesursache zu klären. Das ist ein Vorteil gegenüber der Feuerbestattung, bei der alles verbrennt.
3.2 Gibt es noch offene Fragen?
Die Wissenschaftler haben bisher erst zwei Reerdigungen begleitet. Sie sagen selbst, dass dies bislang nicht viele sind. Deshalb planen sie weitere Untersuchungen.
Kritiker nutzen das aus. Sie sagen, das Verfahren ist bisher nicht genug erforscht. Sie haben Sorgen, dass vielleicht doch Krankheitserreger übrig bleiben.
4 Ist die Reerdigung in Deutschland erlaubt?
Die besondere Regel in Schleswig-Holstein
Die Gesetze für Bestattungen sind in Deutschland in jedem Bundesland anders. Aber die meisten Gesetze kennen bisher nur die Erdbestattung und die Feuerbestattung. Eine neue Methode muss deshalb in jedem Bundesland einzeln erlaubt werden.
Das Bundesland Schleswig-Holstein ist hier einen besonderen Weg gegangen. Dort ist die Reerdigung in einem Testprojekt seit dem Jahr 2022 erlaubt. Dort fanden die ersten Reerdigungen in Deutschland statt.
4.1 Die Lage in anderen Bundesländern
Die Erde, die bei einer Reerdigung in Schleswig-Holstein entsteht, darf auch in anderen Bundesländern beigesetzt werden. Das ist zum Beispiel auf einigen Friedhöfen in Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern möglich.
Andere Bundesländer wie Bayern und Nordrhein-Westfalen lehnen die Reerdigung bisher ab. Wieder andere, wie Berlin, prüfen noch.
Weil die Reerdigung nur in Schleswig-Holstein durchgeführt wird, müssen Verstorbene oft dorthin überführt werden. Nach den 40 Tagen wird die Erde dann wieder zurücktransportiert. Das zeigt, dass sich viele Menschen diese Bestattungsart wünschen, auch wenn die Gesetze noch kompliziert sind.
5. Was kostet eine Reerdigung?
5.1 Die Kosten im Überblick
In Deutschland gibt es zurzeit nur eine Firma, die Reerdigungen anbietet.
Die Verwandlung im Kokon allein kostet etwa 2.900 EUR. Die Firma bietet aber auch ein Gesamtpaket an. Dieses Paket heißt „Einfach Erde“ und kostet ab 4.250 EUR.
In diesem Paket sind die Reerdigung, die Beratung und Organisation sowie ein pflegefreier Grabplatz für 20 Jahre enthalten. Es kommen aber noch Kosten für die Überführung des Verstorbenen nach Schleswig-Holstein hinzu.
5.2 Wie sind die Kosten im Vergleich?
Vergleicht man die Kosten, ist die Reerdigung eine gute Alternative. Sie ist oft günstiger als eine klassische Erdbestattung und preislich mit einer Feuerbestattung vergleichbar.
Bei dieser Bestattungsart brauchen Sie keinen Sarg und keine Urne. Auch die Kosten für einen Grabstein und die Grabpflege für viele Jahre entfallen bei dem Komplettpaket.
5.3 Können Sie dafür vorsorgen?
Sie können schon zu Lebzeiten festlegen, dass Sie eine Reerdigung wünschen. Das schreiben Sie in einer Bestattungsverfügung auf.
Die Kosten können Sie über eine Sterbegeldversicherung absichern. Es gibt auch die Möglichkeit, Geld auf einem besonderen Konto zu hinterlegen. So stellen Sie sicher, dass Ihr Wunsch später erfüllt wird.
6 Ist die Reerdigung gut für die Umwelt?
Ein wichtiger Grund für die Reerdigung ist der Schutz der Umwelt. Sie ist deutlich umweltfreundlicher als andere Bestattungsarten.
Sie spart im Vergleich zu einer Feuerbestattung etwa eine Tonne CO₂. Das liegt daran, dass kein Erdgas für die Verbrennung gebraucht wird. Auch der Stromverbrauch ist viel geringer.
Es wird kein Sarg aus wertvollem Holz verbraucht. Stattdessen wird der Kokon immer wieder verwendet. So gelangen auch keine Lacke oder Metalle in den Boden.
Die Erde, die am Ende entsteht, ist ein wertvoller Dünger. Sie verbessert die Qualität der oft müden Böden auf den Friedhöfen.
7 Was bedeutet die Reerdigung für den Abschied?
7.1 Eine neue Art des Abschiednehmens
Die Angehörigen haben mehr Zeit für den Abschied. Die 40 Tage der Verwandlung sind eine bewusste Zeit der Trauer. Es gibt keinen Zeitdruck.
Sie können an mehreren Momenten Abschied nehmen. Zum Beispiel bei einer Trauerfeier vor der Reerdigung. Oder Sie sind dabei, wenn der Verstorbene in den Kokon gelegt wird, und geben Blumen dazu.
Ein ganz besonderer Moment ist die Beisetzung der Erde. Viele Familien pflanzen dann gemeinsam einen Baum oder einen Strauch auf das Grab. Das ist ein Zeichen für das neue Leben, das aus der Erde wächst.
7.2 Was sagen die christlichen Kirchen?
Die evangelische und die katholische Kirche stehen der Reerdigung sehr offen gegenüber. Sie sagen, diese Art der Bestattung passe gut zum christlichen Glauben.
Der Gedanke „Erde zu Erde“ wird hier direkt umgesetzt. Der Mensch kehrt in die Schöpfung Gottes zurück. Die Kirchen sehen darin auch einen guten Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung.
Die katholische Kirche hält die Reerdigung sogar für besser als die Feuerbestattung. Denn der Körper wird nicht zerstört, sondern sanft verwandelt.
7.3 Passt die Reerdigung zum islamischen Glauben?
Für Menschen mit islamischem Glauben ist die Reerdigung nicht geeignet. Die Regeln des Islam schreiben eine ganz andere Art der Bestattung vor.
Im Islam soll ein Verstorbener so schnell wie möglich beerdigt werden, am besten innerhalb von 24 Stunden. Die 40 Tage der Reerdigung passen dazu nicht.
Zudem gibt es im Islam feste Rituale wie eine rituelle Waschung und das Einhüllen in Leinentücher. Auch die direkte Erdbestattung ohne Sarg ist eine wichtige Vorschrift.
8 Wie denken die Menschen über die Reerdigung?
8.1 Viele Menschen sind offen, für das Neue
Umfragen zeigen, dass sehr viele Menschen in Deutschland die Reerdigung gut finden. Mehr als die Hälfte der Befragten kann sich diese Bestattung für sich selbst oder für Angehörige vorstellen.
Besonders beliebt ist die Vorstellung, die entstandene Erde in einem Bestattungswald beizusetzen. Das zeigt den Wunsch nach einer naturnahen und pflegeleichten letzten Ruhestätte.
8.2 Es gibt auch Kritik
Kritik kommt vorwiegend von traditionellen Bestattern. Sie sagen, es gibt bisher nicht genug wissenschaftliche Studien. Sie machen sich Sorgen um die Sicherheit.
Auch die Tatsache, dass es nur eine einzige Firma für Reerdigungen gibt, sehen einige kritisch. Sie befürchten, dass es so keinen Wettbewerb gibt.
8.3 Eine Bestattung für unsere Zeit
Die Reerdigung passt gut zu den Wünschen vieler Menschen heute. Sie ist nachhaltig, weil sie die Umwelt schont. Sie ist pflegefrei, was für viele Familien wichtig ist.
Sie ermöglicht eine persönliche und naturnahe Form des Abschieds. Viele Friedhöfe haben heute leere Flächen. Neue Ideen wie die Reerdigung helfen dabei, Friedhöfe als grüne und lebendige Orte zu erhalten.
9 Zusammenfassung: Das Wichtigste zur Reerdigung
Die Reerdigung ist eine neue und moderne Art der Bestattung in Deutschland. Sie ist eine sanfte und umweltfreundliche Alternative zur Erd– und Feuerbestattung. In 40 Tagen wird der Körper eines Verstorbenen auf natürliche Weise zu Erde.
Wissenschaftler haben das Verfahren geprüft und als sicher eingestuft. Die christlichen Kirchen unterstützen diese neue Form. Für den islamischen Glauben ist sie jedoch nicht passend.
Die Kosten sind vergleichbar mit denen anderer Bestattungen. Viele Menschen in Deutschland empfinden die Idee als gut. Das größte Hindernis sind die unterschiedlichen Gesetze in den Bundesländern.